Reisebericht Mexiko
Hier teilen wir unsere Eindrücke und Erfahren unsere Besuchs in Mexiko. Kathleen Loock und Alejandra Bulla waren vom 15. bis 24. Februar vor Ort in Guadalajara und Mexiko-Stadt und haben das Hollywood Memories-Projekt an verschiedenen Universitäten und Institutionen vorgestellt um mehr filminteressierte Personen zu der Teilnahme an unserer Studie einzuladen.
An unserem ersten Tag und nach unserer Ankunft in Guadalajara trafen wir uns, endlich persönlich, mit unserem assoziierten Mitglied und Mitarbeiterin in Mexiko, Professor Fabiola Alcalá. Für unser erstes Treffen hat sie einen Besuch im Museum der Künste (MUSA) geplant, das zur Universität von Guadalajara gehört. Dort sind zwei Wandgemälde eines der größten mexikanischen Wandmaler und gebürtigen Guadalajaraners, José Clemente Orozco, ausgestellt: El hombre creador y rebelde und El pueblo y sus falsos líderes. In diesen Werken kann man sehen, wie die Kunst, in diesem Fall die Wandmalerei, von den sozialen Ungerechtigkeiten spricht, die in den Jahren der mexikanischen Revolution herrschten.
Nach unserem Besuch im MUSA konnten wir ein wenig über unsere Zukunftspläne sprechen, über die Veröffentlichungen, die aus den Daten der Pilotstudie in Mexiko hervorgehen können, und auch über die Präsentation, die wir im Juli in Mataró im Rahmen von HoMER halten werden. Dort wird jeder von uns, Kathleen Loock, Fabiola Alcalá, Alejandra Bulla und Stefan Dierkes, über das Projekt Hollywood Memories auf der Grundlage der Ergebnisse der deutschen und mexikanischen Studien sprechen.
Darüber hinaus haben wir begonnen, die Ideen für den Workshop auszuarbeiten, der im Juli in Hannover stattfinden wird und an dem Fabiola Alcalá ebenfalls als Diskussionsteilnehmerin teilnehmen wird. Die Details müssen noch ausgearbeitet werden, aber die Idee ist, dass die Reise in Mataró beginnt, um an der Konferenz teilzunehmen, und von dort aus nach Hannover weitergeht, wo wir den Artikel und die Ergebnisse der Arbeit von Kathleen Loock, Fabiola Alcalá und Alejandra Bulla vorstellen wollen.
Spaziergang durch das historische Zentrum der Stadt Guadalajara.
Bei einem geführten Rundgang durch das historische Zentrum der Stadt erfuhren wir mehr über diese Stadt. Aufgrund der kolonialen Vergangenheit des Landes ist die katholische Kirche ein wesentlicher Bestandteil der mexikanischen Gesellschaft. Im heutigen Lateinamerika gibt es in der Regel in allen historischen Zentren eine Kirche. Das liegt daran, dass wenn eine neue Stadt während der Kolonialzeit gegründet wurde, die Kirche im Zentrum von allem stehen musste. Im Fall des historischen Zentrums von Guadalajara wird diese Regel erfüllt, aber es geht noch einen Schritt weiter, denn der Hauptplatz ist so angelegt, dass man aus der Luft sehen kann, dass die Kirche von vier Plätzen umgeben ist, die die Form eines Kreuzes haben.
Die Spuren, die die Kolonie außer in der Stadtplanung und der Architektur hinterlassen hat, sind in den Symbolen zu sehen, in der Flagge und im Wappen, die beide vom spanischen Königreich inspiriert sind, aber bis heute unverändert geblieben sind. Wir können die Spuren der Kolonialzeit auch in der Unterscheidung von Ethnie und Klasse sehen. Bei unserem Rundgang erklärte man uns, dass in der Stadt, wo heute die Calzada Independencia (Avenida Independencia) verläuft, früher ein Fluss verlief, der San Juan de Dios, und dass er, obwohl er als natürliche Grenze diente, die Menschen teilte, denn er teilte die Region in soziale Klassen, die auf verschiedenen Seiten des Flusses lebten. Diejenigen, die im Zentrum lebten, wurden marginalisiert, da es sich um die Eingeborenen und andere niedere Kasten handelte, und auf der anderen Seite des Flusses lebten die Spanier oder Kreolen, die Vertreter der wohlhabenderen Klassen waren. Gerade in diesem Teil der Tour wurden wir mit der heutigen Realität konfrontiert, denn in dieser Gegend sahen wir viele Kinder auf der Straße, die um Geld bettelten, ein sehr trauriges Bild der Lebensrealität vieler Menschen in diesem Land.
Die Tour endete auf dem Markt von San Juan de Dios, dem größten überdachten Markt Lateinamerikas, den wir aus Angst, uns zu verlaufen, nicht ganz durchlaufen haben, aber wir nutzten die Gelegenheit, ein typisches Getränk der Region zu probieren, den tejuino, ein fermentiertes Getränk auf Maisbasis, das mit Eis, Salz und Zitrone serviert wird. Mit dem Tejuino in der Hand machten wir uns auf den Weg in ein sehr beliebtes Viertel der Stadt, Las 9 esquinas. Seine Popularität verdankt es den Restaurants die Birria servieren, ein typisches Gericht der Region.
Was uns während der gesamten Tour auffiel, war die große Präsenz der Wandmalerei in der mexikanischen Kultur. Diese stellen ein sehr wichtiges historisches Erbe dar, da sie nicht nur als Katalysator für die Äußerung sozialer und politischer Unzufriedenheit und als deutliches Zeichen des Widerstands dienten, sondern auch dem mexikanischen Volk helfen sollten, seine Identität zu finden, die Identität eines Volkes, das ständig im Krieg gelebt hat. Dies erscheint uns erwähnenswert, da wir eine Ähnlichkeit mit dem damaligen Kino sehen, das damals ebenfalls ein Mittel zur Identitätsfindung war. Natürlich gibt es Unterschiede, ebenso wie der Zugang zu beiden, aber es wirft die Frage auf, wie die Mexikaner durch das Bild einen Raum suchen, in dem sie sich selbst dargestellt sehen und ihre nationale Identität verstehen können.
An diesem Tag hatten wir das Privileg, das José Guadalupe Zuno Haus zu besichtigen, das Teil der Universität von Guadalajara ist und zum Kulturerbe der Stadt gehört. Der Vortrag von Kathleen Loock vor dem REDIC-Forschungsnetzwerk hatte einige dramatische Momente, wie z.B. die Auslösung des Erdbebenalarms, wegen dem wir den Raum evakuieren mussten. Glücklicherweise war es nur ein Unfall und der Vortrag konnte fortgesetzt werden; außerdem fiel irgendwann der Strom aus, aber nicht für lange, und in den Minuten, in denen das technische Team alles wieder in Ordnung brachte, konnte Kathleen den Vortrag fortsetzen. Die Diskussion hat uns die Möglichkeit gegeben, die Pilotstudie in Mexiko weiter auszubauen und wir haben die Vorschläge, die uns zu dem Projekt gemacht wurden, zur Kenntnis genommen.
Nach dem Vortrag hatten wir die Gelegenheit, an einer Führung durch das Hausmuseum teilzunehmen, das José Guadalupe Zuno gehörte. Er war von 1923 bis 1926 Gouverneur des Bundesstaates Jalisco und derjenige, der die Universität von Guadalajara wiederbegründete, weshalb sie heute seinen Namen trägt. Neben seiner politischen Tätigkeit war José Guadalupe Zuno auch ein großer Künstler, wie an den kleinen künstlerischen Details, die das von ihm erbaute Haus umgeben, zu sehen ist. Seine Entwürfe betonen den Synkretismus zwischen der spanischen und der einheimischen Kultur sowie seine Zugehörigkeit zur Freimaurerei. Das Haus wurde der Universität von Guadalajara gestiftet und beherbergt heute das historische Archiv in seinem Keller.
Am selben Tag konnten wir uns in einem informelleren Rahmen mit einigen Besuchern der Präsentation über die Unterschiede zwischen der Promotion in Mexiko und in Deutschland unterhalten. In Deutschland muss man keine Kurse belegen, aber man lernt gleichzeitig, während man in der Forschung vorankommt, während man in Mexiko in den ersten drei Jahren des Doktorats Kurse belegen muss und ein Jahr Zeit hat, um die Dissertation fertig zu stellen. Dabei muss man sie in den vier Jahren schreiben, wobei die Zeit zwischen den Kursen und die Arbeit im Zusammenhang mit den Kursen wenig Raum für Fortschritte in den ersten drei Jahren lassen.
Nach den Interviews, die in der Pilotphase der Studie durchgeführt wurden, hatten wir uns gefragt, wie die Kinos in Mexiko sind. Da uns alles, was Studienteilnehmende uns erzählt hatten, unbekannt war, beschlossen wir, eine der größten Kinoketten in Mexiko und in der Welt aufzusuchen. Wir gingen zu Cinepolis, das in zwei Typen unterteilt ist, Cinepolis und Cinepolis VIP. Da wir keine VIP Kinos aus Deutschland kannten, wollten wir zu einem gehen. Anders als in Deutschland, wo sich die Kinos normalerweise nicht in Einkaufszentren befinden, sondern in einem eigenen Gebäude, befinden sich die Kinos in Mexiko meistens in Einkaufszentren. Wir sind ins La Perla gegangen; das ist ein neues Einkaufszentrum, das sich vor allem an die obere Mittelschicht richtet. Wir kamen zuerst an einem Schalter an, von dem wir dachten, dass er nur für Mitglieder sei. Man sagte uns, wir sollten zu den Automaten gehen, um Karten zu kaufen, aber nach langem Suchen stellten wir fest, dass der Bereich, in dem wir uns befanden, Cinepolis und nicht Cinepolis VIP war. Wir fanden den VIP-Bereich, der sehr versteckt im hinteren Teil des Ladens lag, was fast schon eine Anspielung auf den Klassenunterschied zwischen den Räumen war. Dieser Unterschied wurde offensichtlich, sobald wir den VIP-Bereich betraten. Die Atmosphäre war völlig anders, es war nicht mehr wie in einem Food Court, wie wir ihn zuvor gesehen hatten, sondern es war ein loungeartiger Bereich. Ein weiterer großer Unterschied war die Art und Weise, wie man die Eintrittskarten kaufte: Es war nicht mehr ein Automat, der uns bediente, sondern eine Person, die die Karten verkaufte. Die Unterschiede hörten damit nicht auf. Wir gingen zum Schalter, um unser Popcorn zu kaufen, aber dort wurden wir darüber informiert, dass das Essen im Theater gekauft wird. Ja, in den VIP-Lounges gibt es Kellnerinnen und Kellner, die man von seinem Sitzplatz aus mit einem Knopf rufen kann, die dann zum Sitzplatz gehen, die Bestellung aufnehmen und sie später jederzeit während der Show an den Platz bringen. Und als ob das Erlebnis nicht schon ein wenig extravagant wäre, gibt es zwei Arten von Stühlen in der Lounge: „Normale“ VIP-Stühle, die schon recht groß und bequem sind, aber auch Loungesessel, die eher wie ein Bett als ein Stuhl aussehen.
Die Stadt Guadalajara hat sich im Laufe der Jahre immer weiter ausgedehnt, was dazu geführt hat, dass Dörfer, die früher an die Stadt angrenzten, zu Teilen der Stadt selbst wurden. So auch in San Pedro de Tlaquepaque, die Gegend, die wir an diesem Tag besuchten. Tatsächlich reicht ein Tag nicht aus, um alle touristischen Attraktionen der Region zu besuchen. Wir konnten entlang des Andador La Independencia spazieren gehen, einer Fußgängerzone, in der es verschiedene Kunstausstellungen gibt, vom Verkauf von Kunsthandwerk bis hin zu großen Kunstgalerien. Etwas sehr Auffälliges, das wir in Mexiko bemerkt haben, ist, dass es an jeder Ecke Essen gibt. Zwischen Geschäften und Galerien haben wir sehr schöne Restaurants gefunden. Das eine, das wir betreten haben, hatte eine koloniale Architektur, mit einem Innenhof in der Mitte, der seinen eigenen Brunnen hatte. Die Tische waren rundherum, was den perfekten Raum für Unterhaltungen geboten hat. Dort hatten wir das Glück, zum ersten Mal Mariachi Femenil zu sehen, eine Mariachi-Gruppe, die ausschließlich aus Frauen besteht. Wir waren erstaunt über diesen Stil der Mariachi, da wir bisher nur männliche oder gemischte Gruppen kannten. Man hat uns gesagt, dass dies in dieser Region Tradition ist. Wir bemerkten auch, dass dies eine Gegend ist, die oft von internationalen Touristen besucht wird, denn beim Betreten des Restaurants fragten sie uns nach unserer Nationalität und brachten dann von jedem Land eine Flagge an unseren Tisch.
Der zentrale Platz hat die traditionelle Struktur: einen Kiosk in der Mitte des Platzes, der von Gebäuden wie der Kirche und anderen historischen Gebäuden umgeben ist. In Tlaquepaque ist El Parian einer der meistbesuchten Orte, der früher ein Markt war und laut der offiziellen Website von Tlaquepaque auch einen „Pranger“ aus der Kolonialzeit besaß. Heute beherbergt es verschiedene Restaurants. Seine Berühmtheit verdankt es den Mariachi-Darbietungen und der Größe des Lokals, das einen ganzen Häuserblock einnimmt. Der Platz ist zu einem der wichtigsten Touristenzentren der Zone geworden.
An diesem Tag fuhren wir zum Chapala-See. Dieser See ist der größte in Mexiko und versorgt den Großraum Guadalajara und seine Umgebung mit Wasser. Aufgrund seiner Dimensionen gibt es natürlich verschiedene Städte an seinem Ufer. Wir haben Ajijic besucht. Diese kleine Stadt hat eine ganz besondere Geschichte, da sie eine der wenigen Regionen des Landes ist, in der Englisch gesprochen wird. Aufgrund der starken Zuwanderung von US-Amerikanern in die Region hat die Stadt ihre Lebensweise geändert, um sich an diese Zuwanderung anzupassen. Seltsamerweise sind wir verschiedenen Amerikanern begegnet, die kein einziges Wort Spanisch sprechen, so dass man in den meisten Geschäften feststellen kann, dass die Bedienung in beiden Sprachen, Spanisch und Englisch, kommuniziert. Es war ein sehr schöner Ort, um unseren Besuch in Guadalajara zu beenden.
Reise nach Mexiko-Stadt
Es war ein Tag zum Reisen und zum Einleben im Hotel. Außerdem hatten wir unser erstes persönliches Treffen mit unserem assoziierten Mitglied Nicolas Licata. Er hat uns zum Abendessen in das Restaurant Azul Historico eingeladen, das sich im Stadtzentrum befindet, so dass wir an diesem Tag zum ersten Mal mit dem berühmten chaotischen Verkehr der Stadt in Berührung kamen. Es war ein wunderschönes Restaurant, ein perfektes Beispiel für die Integration von Moderne und kolonialer Vergangenheit. Im zentralen Innenhof, wo sich die meisten Tische befinden, steht auch ein riesiger Baum, an dem Kerzen hängen, die den Raum erhellen. Das Essen war traditionell mexikanisch und es gab sogar eine Mezcal-Karte. Der Mezcal wird in Gläsern serviert, die aus dem Samen der Jícaro-Frucht hergestellt werden, weshalb sie auch Jícara genannt werden und in Mesoamerika sehr traditionell sind.
UAM (Universidad Autónoma Metropolitana)-Präsentation: Dieser Tag war der chaotischste in unserer Woche in Mexiko-Stadt. Zum Pech für uns und unsere Geduld lag der Veranstaltungsort Azcapotzalco, wo die Präsentation stattfand, im Norden der Stadt, während wir in einem Hotel im Süden untergebracht waren. Da wir bereits eine Vorstellung davon hatten, wie kompliziert der Verkehr in der Stadt ist, rechneten wir mit zwei Stunden Fahrtzeit, um mit genügend Zeit anzukommen. Zu unserer Überraschung steckten wir zwei Stunden lang im Verkehr fest. Obwohl CDMX, wenn man sich die Daten über den Verkehr in der Welt und in Lateinamerika ansieht, nicht an der Spitze der Liste mit dem schlimmsten Verkehr steht, liegt diese Stadt laut Tomtom auf Platz 13 in der Welt, nach lateinamerikanischen Städten wie Lima und Bogota.
Abgesehen von unserer Erfahrung mit dem örtlichen Verkehr haben wir einen großen und offenen Campus vorgefunden, und unsere Kontaktperson an dieser Universität, Meister Rocío Romero, war uns an diesem Tag eine große Hilfe. Es gab einige Unannehmlichkeiten mit dem Raum, der ursprünglich für die Präsentation reserviert worden war, was dazu führte, dass die Zeit für die Präsentation begrenzt war. Dennoch konnten wir, auch ohne die Fragerunde, eine Vorlesung eines der Professoren besuchen, die an unserer Präsentation teilnahmen. Es handelte sich um eine kleine Gruppe von etwa 15 jungen Studierenden, die sich nach unserem Verständnis in den ersten Semestern ihres Grundstudiums befanden. Hierbei hatten wir die Gelegenheit, die Dynamik einer Vorlesung in die eines Klassenzimmers zu verwandeln, indem wir einen Vortrag über Forschung, Neuverfilmung und die Geschichte des Kinos in Mexiko hielten. Alle Studierende waren dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen, stellten Fragen und bekundeten ihr Interesse an dem Projekt.
Nach unserem Besuch an der Universität gingen wir in die Innenstadt, um eines der berühmtesten Restaurants der Stadt zu besuchen, das „Café de Tacuba“, das uns sehr gut gefiel. Da wir die meiste Zeit des Tages im Verkehr verbracht hatten, blieb uns nicht mehr viel Zeit, um durch die Stadt zu laufen, aber wir konnten noch in einem Filmladen vorbeizuschauen. Es war faszinierend; ein ziemlich großer Laden, in dem am Eingang aktuelle Hollywood-Filme gezeigt wurden. Als wir weitergingen, entdeckten wir ältere Filme, und wir waren überrascht, dass die hintere Wand des Ladens nur mexikanischen Filmen gewidmet war: die eine Hälfte zeitgenössischen Filmen und die andere Hälfte Filmen aus dem goldenen Zeitalter. Die Quote des mexikanischen Kinos in diesem Land zeigt sich in diesem Raum, der nur einen Bruchteil aller Produkte ausmacht, die es dort gibt. Natürlich mussten wir dort ein paar Einkäufe tätigen.
Wir beschlossen, am Vormittag einen Rundgang durch das Stadtzentrum zu machen, da der Vortrag an diesem Tag um 16 Uhr stattfinden sollte. Wir begannen mit dem Besuch der Kathedrale Mariä Himmelfahrt, die ein perfektes Beispiel dafür ist, wie die Stadt auf den präkolumbianischen Städten aufgebaut wurde. Zusammen mit Hernán Cortés haben die anderen Konquistadoren damals beschlossen, die Kirche über dem Haupttempel der Aztekenstadt Tenochtitlán zu errichten. Dies ist von großer Bedeutung, da sie auf diese Weise die Macht des spanischen Königreichs in dem neu eroberten Land demonstrierten. Außerdem verwendeten sie die Steine des Tempels, den sie zerstörten, für den Bau der Kirche. Jüngste Ausgrabungen zeigen, was alles unter der Stadt liegt. Zudem weiß man dass die Stadt ursprünglich ein Wassergebiet war, was auf die Infrastrukturprobleme der Stadt hindeutet, da sie auf einer Aufschüttung gebaut wurde. Mexiko-Stadt hat keinen sehr stabilen Boden und befindet sich in einer geologischen Verwerfungszone, in der seismische Aktivitäten eine Herausforderung für den Bau darstellen.
Auf unserem Rundgang sind wir an der Fassade eines 1948 gegründeten Kinos vorbeigekommen, und wie in infobae beschrieben, hatte „die Fassade des Kinos eine beeindruckende Tür im Art-Déco-Stil und ein helles, farbiges Zelt…“. Aufgrund des Niedergangs des Kinos in den 50er Jahren verschlechterte sich auch der Zustand dieses Kinos, bis zu dem Punkt, dass es in den 90er Jahren seinen Betrieb als Kino für Erwachsene aufnahm und bis heute auf diese Weise weitergeführt wird. Das ist ein Phänomen, das sich in anderen lateinamerikanischen Ländern zu wiederholen scheint.
Das historische Zentrum der Stadt erzählt viel über die Zeit der Eroberung und anschließenden Kolonisierung der Region. Während der Eroberung war die Evangelisierung eine der Hauptaufgaben der Eroberer, und so gibt es in der Stadt mehrere Plätze, auf denen die Massenevangelisierung der Eingeborenen stattfand, wobei der Priester von hohen Punkten des Platzes, z. B. von Balkonen, aus zu den Einheimischen sprach.
Mexiko-Stadt ist eine Stadt der Kontraste. Die katholische Religion, die mit den Kolonisatoren aus Spanien mitgebracht wurde, hat sich hier so stark durchgesetzt, dass Mexiko auch heute noch das zweitkatholischste Land Lateinamerikas ist. Laut La Gaceta de Mexico sind 77 % der Bevölkerung katholisch, obwohl diese Zahl laut der Zeitung rückläufig ist. Bei unserem Rundgang durch die Innenstadt fiel uns die große Anzahl von Statuen der Jungfrau von Guadalupe auf. Doch obwohl das Land sehr katholisch ist, versucht es, ein Gleichgewicht mit seinen präkolumbianischen Traditionen zu wahren. Menschen, die auf den Straßen oder in geschlossenen Räumen wie Restaurants zur Unterhaltung als Kaziken gekleidet sind, die Allgegenwärtigkeit des Todes und die kulinarische Tradition sind die deutlichsten Kontraste, die wir gefunden haben. Darüber hinaus sind kulturelle und historische Ausstellungen an der Tagesordnung. Diese Stadt hat so viele Museen, dass wir in der kurzen Zeit, die wir in der Stadt verbrachten, nicht einmal ein Viertel des gesamten Angebots besuchen konnten.
Mit diesem Eindruck von Mexiko-Stadt machten wir uns auf den Weg zum Vortrag an der TEC (Tecnológico de Monterrey), ein Kontrast zu dem, was wir am Tag zuvor in einer öffentlichen Universität erlebt hatten. Der Unterschied in der Infrastruktur war sehr deutlich und ein kleiner, aber sehr bedeutender Aspekt, den wir feststellen konnten, war das Essen. In der öffentlichen Universität fanden wir nur Fast Food, das nicht als gesund bezeichnet werden kann und im Unterschied dazu war das Angebot in der privaten Universität natürlich, frisch und sehr gesund. Allerdings sollte angemerkt werden, dass die Preise auch ziemlich unterschiedlich waren.
In den Klassenzimmern konnten wir auch den Unterschied in der Ausstattung feststellen, denn sie waren sehr modern und alle Studierenden hatten ihren eigenen Computer, während an der UAM niemand einen Computer hatte. Wir erfuhren auch etwas über die Studiengebühren an der TEC und waren erstaunt, denn ein Studium kann rund 50.000 USD kosten. Wir konnten uns aus erster Hand ein Bild von der sozialen Kluft machen, die in diesem Land so ausgeprägt ist, zumindest was den Zugang zur Hochschulbildung angeht.
Die nächste Präsentation fand im El Colegio de México statt, einem wunderschönen Campus, der von den Architekten Abraham Zabludovksy und Teodoro González de León entworfen wurde und ein getreues Abbild der mexikanischen brutalistischen Architektur der siebziger Jahre ist. Wir wussten sehr wenig über diese Universität, aber man erzählte uns von ihrer Geschichte. Sie wurde 1938 rund um das spanische Exil gegründet. Sie hat nur wenige, aber hochkarätige Studiengänge, weshalb die Zulassungsbedingungen sehr streng sind. In den Gesprächen, die wir nach der Präsentation führten, teilte man uns mit, dass die Doktorandenprogramme nur alle drei Jahre zur Einschreibung geöffnet werden, was praktisch der Zeitspanne entspricht, die die akademische Periode dauert.
Als ob das Problem der Klassen bei unseren früheren Besuchen an anderen Universitäten nicht bereits eindeutig gewesen wäre, war es hier sehr auffällig. Zur Mittagszeit gingen wir in die Cafeteria/ das Restaurant der Universität, aber an dieser Universität gibt es nicht nur eine, sondern zwei, eine für Studierende und eine für Professoren*innen. Wir gingen in die Mensa für die Professor*innen, die etwas versteckter ist. Die Überraschung, die wir erlebten, als wir eintraten, war eine Eleganz die man normalerweise nicht mit einem Universitätsrestaurant in Verbindung bringen würde. Es gab Kellner, ein Buffet, Getränke wie Wein und so weiter.
Die Universität verfügt über eine eigene Buchhandlung, in der man die Veröffentlichungen der Universität sowie Bücher des Fondo de Cultura Económica findet. Wir haben dort einen Zwischenstopp eingelegt, um einige Bücher zu kaufen.
Der Besuch der UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México) hat uns umgehauen. Zuerst macht einen die Größe des Campus sprachlos. Anders kann man es nicht erklären, aber wir haben uns bei der Ankunft fast verlaufen. Wir haben nicht nur die Präsentationen von Hollywood Memories in Mexiko mit einem ruhigen Vortrag und einer sehr dynamischen Diskussion abgeschlossen, sondern auch den Campus ein wenig besichtigt. Natürlich haben wir die Filmoteca der UNAM besucht, den Kulturbereich, wo wir Kinos, Museen usw. fanden. Und zum Schluss waren wir in der Zentralbibliothek der Universität. Aber dieser Tag hatte auch viel Kino im Programm. Nach der UNAM besuchten wir die Cineteca Nacional de México, eine staatliche Einrichtung, die für die Bewahrung des nationalen Kulturguts zuständig ist, wobei der Schwerpunkt auf dem Kino liegt. Da es sich um eine staatliche Einrichtung handelt, sind die Eintrittspreise recht erschwinglich, und wir sahen, dass es auch kostenlose Freiluftausstellungen gibt. An diesem Ort kann man Kino atmen: alle Geschäfte in der Einrichtung drehen sich um das Kino, an der Fassade hingen Plakate von Filmen aus dem goldenen Zeitalter. Es gab auch etwas sehr Kurioses: vor der Cineteca gab es Stände, an denen Raubkopien von Filmen verkauft wurden, ein totales Eintauchen in die Welt des Kinos.
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